Die Art und Dauer der Erscheinungen
Später sprach man davon, dass die Allerseligste Jungfrau Maria in Garabandal über lange Zeit hin bei den Kindern und mit ihnen in Garabandal gelebt habe. So oft kam sie in den ersten beiden Jahren, manchmal mehrmals am Tage und auch bei Nacht. Schon bald erschien sie ihnen nicht nur im cuadro, sondern auch in den Häusern, auf den Gassen, sie ging mit ihnen durch das Dorf, besuchte mit Ihnen zusammen Kranke in den Häusern, oder sie ging mit ihnen zum Friedhof, um sie dort aufzufordern, für die Verstorbenen zu beten.
Oft aber ging sie mit ihnen in die Kirche vor das Allerheiligste, um Jesus zu besuchen im Allerheiligsten Sakrament, bis es den Kindern auf Geheiss des Bischofs verboten wurde, die Kirche zu betreten. Pfarrer Don Valentin musste die Kirche verschlossen halten. So kam es zu eindrücklichen Ekstasen an der verschlossenen Kirchentür.
Besonders oft aber erschien sie ihnen bei einer Baumgruppe von Kiefern auf einer Anhöhe über dem Dorf, "los pinos" genannt, wohin der steinige Hohlweg, la calleja, hinaufführt. Maria liebte diesen Ort besonders und sie sagte einmal zu den Kindern:
"Dieser Ort ist heilig, denn Gott liebt diesen 0rt".
Dazu sei kurz bemerkt, dass diese Bäume am Weissen Sonntag von den Kommunionkindern des Dorfes anlässlich ihrer Erstkommunion gepflanzt worden sind. Jedes Erstkommunionkind pflanzte dort einen Baum, symbolisch für sein Leben. Das berichtete Aniceta González und sagte, dass es eine Idee des längst verstorbenen Grossvaters von Conchita gewesen sei.
Die Visionen fanden häufig für alle vier gemeinsam statt, aber es kam auch vor, dass nur dem einen oder dem anderen Mädchen allein eine solche zuteil wurde. Die Ekstasen konnten mehrere Stunden, aber auch nur wenige Minuten dauern. Zu beobachten war jedoch, dass die kleinen Visionäre dabei jegliches Zeitempfinden vermissen liessen, denn sie bettelten auch nach langen Erscheinungen von zwei Stunden und mehr:
"Oh, Ihr wollt schon gehen? Ihr seid ja nur eine kleine Minute hier gewesen.... Wartet doch noch ein klein wenig!"
Gewissermassen als Trost, liess sie dann ,die Heilige Jungfrau, in einer "grossen Freude" zurück, die den lebhaften Drang, ihre Fehler zu bekämpfen und den Entschluss, ihren Eltern besser zu gehorchen, beinhaltet. Eine im Hinblick auf den Ursprung der Geschehnisse bemerkenswert positive Auswirkung auf das Wesen und das Verhalten der Visionäre in dem durch sie danach ausgeübten Gehorsam.
Als es für die Umstehenden feststand, dass die Kinder während der Ekstase jeglicher Beeinflussung entzogen waren, versuchte man sie zu irgendeiner Reaktion zu bringen. Man stach sie mit Nadeln bis zu einigen Zentimetern tief oder hielt eine brennende Kerze unter die kleinen Arme. Man blendete sie mit starken Lampen von 1000 Watt nur wenige Zentimeter vor ihren Augen. Dabei zuckten sie nicht einmal mit den Wimpern. Einige Male versuchten starke Männer die kleinen Körper vom Boden aufzuheben. Trotz grosser Kraftanstrengung gelang es ihnen nur um wenige Zentimeter, denn sie schienen wie angewurzelt zu sein. Wenn sie das betreffende Kind losliessen, krachte es gut hörbar mit den Knien auf die Steine, so dass die Umstehenden von schmerzhaftem Grausen und von der Furcht ergriffen wurden, dem Kind könnte ein Schaden zugefügt worden sein. Aber alle diese Manipulationen hinterliessen jeweils keinerlei Folgen.
Wenn man die Seherkinder danach befragte, so wussten sie nichts davon und konnten sich nicht daran erinnern, dass ihnen solches widerfahren wäre. Die Einstiche sah man zwar auch hinterher noch, aber sie waren für die Kinder völlig schmerzfrei und blieben es auch. Conchita erzählte dem Autor einmal davon und sagte:
"Ich sah an meinem Oberarm mehrmals kleine Stichwunden und wsste lange nicht woher sie kamen, bis mir meine Mutter sagte, Der gewisse N.N. hat dich dort während der Erscheinung mit einer Nadel gestochen, er hat es mir gesagt, damit ich mich nicht beunruhigen soll wegen dieser kleinen Wunden. Ich habe davon jedenfalls nichts bemerkt".
Die Eltern von Marie-Loli waren in einer Winternacht einmal sehr besorgt um ihr Kind, dass es sich erkälten würde, als es nur mit dünner Bettbekleidung in Ekstase aus dem Haus lief und eine lange Erscheinung der Gottesmutter hatte. Der Vater lief ihr nach und stand selbst frierend die ganze Zeit neben ihr. Er fasste das Kind immer wieder an. Es war bettwarm. Als sie ins Haus zurück kehrten war sie imer noch bettwarm, keine Spur von Kälte war an ihr zu bemerken. Das berichtete der Vater von ihr, Ceférino Mazón, dass er das ja selbst an ihr überprüft habe.
Während der Ekstasen waren die Sinne der kleinen Sehermädchen für das natürliche Leben wie ausgeschaltet, sie waren aber wie geöffnet gegenüber der Erscheinung. Ihre Erinnerung bezog sich für die Zeit der Ekstasen ausschliesslich auf das Geschehen der Vision und nicht auf das, was um sie herum geschah. Sie waren jeweils wie losgelöst, physisch und psychisch, von der um sie herum existierenden Wirklichkeit und wie eingetaucht in die transzendente Wirklichkeit der ihnen widerfahrenen Erscheinung. Ihr Zustand war für die Umstehenden und oft prüfend kritischen Anwesenden dafür ein nicht zu leugnender Beweis.
Des öfteren betete die Erscheinung auch mit ihnen und sie lehrte die Kinder mit Andacht und Innerlichkeit zu beten. Davon zeugen beindruckende Ton-Dokumente. Ganz langsam und ehrfürchtig wurden das "Vater Unser" und "Gegrüßest seist du Maria" gebetet, wobei die Heilige Jungfrau nur das "Vater Unser" mitbetete. Sehr oft führten die Kinder auf Geheiss der mütterlichen, unwiderstehlich schönen Frau ein Kreuz zu den Lippen dieser oder jener Person. Das geschah mit traumwandlerischer Sicherheit und oft ohne dass sie sich zu dieser Person umdrehten oder sie anblickten. Ihr Blick blieb dabei zumeist auf die Erscheinung gerichtet und ihre Hand bewegte sich, wie unsichtbar geführt, zielsicher zum Munde der betreffenden Person, die so zur Verehrung des Kreuzes und zum Kuss desselben aufgefordert wurde.
In gleicher Weise gaben sie so auch Gegenstände zurück, die ihnen von bestimmten Personen vor der Ekstase gegeben wurden. Dabei konnten sie nicht wissen, wo diese Personen während der Erscheinung standen. Zu Verwechslungen kam es dabei aber niemals. In dieser Geste kam für viele der Betroffenen zum Ausdruck:
"Nimm dein Kreuz an und trage es meinem Sohn Jesus nach, so wie ich, eure Mutter, das Kreuz meines geliebten Sohnes mit schmerzendem Herzen in der Ergebenheit in den Willen des Vaters in Liebe mit ihm bis nach Golgotha getragen haben".
Maria ging stets auf die kleinen Dinge des einfachen ländlichen Alltages der Kinder ein oder lächelte zur einen oder anderen Begebenheit, wie eine gütige Mutter, die der Begeisterung ihres kleinen Kindes mit Interesse zuhört. Einmal sagte sie zu ihnen:
"Ihr habt bei euch hier viele Dinge noch so, wie ich sie in meinem Leben auch gehabt habe".
Gemeint waren die einfachen häuslichen Verhältnisse, wie z.B. der Herd mit offenem Feuer oder die einfachen Schlafplätze aus Laub und Stroh.
Eine andere auf auffallende Tatsache war die der ekstatischen Gänge, manchmal rückwärts, den Kopf weit nach hinten geworfen und steil zum Himmel zur Erscheinung hochblickend. Hindernisse, wie Gräben oder grosse Steine, die dabei im Weg lagen, wurden mühelos, ohne auch nur einmal zu stolpern, überwunden oder umgangen, und das hin und wieder mit solch flinker Schnelligkeit, dass selbst sportlich trainierte Personen, die sie begleiteten, nur mit Mühe folgen konnten. Es schien dabei gelegentlich, dass in Anwesenheit der Heiligen Jungfrau Maria die physikalischen Gesetz der Schwerkraft aufgehoben wurden, wenn sich eines der Kinder plötzlich so vom Boden erhob, dass ein Mann seinen Spazierstock unter dessen Füssen hin und her bewegen konnte.
Einmal gingen alle vier, an den Armen eingehängt, nebeneinander über die kleine schmale Brücke des Dorfbaches auf dem Vorplatz der Kirche. Während nur zwei mit ihren Füssen auf der Brücke nebeneinander gehen konnten, gingen die anderen beiden links und rechts, ohne Boden unter den Füssen zu haben, schwebend über den Bach. Das wurde von mehreren Anwesenden unabhängig voneinander beobachtet und berichtet. Auch geschah es, dass sie flach nach rückwärts geneigt und waagrecht über dem Boden schwebend, liegend, mit den Füssen den Boden berührend, gingen oder so längere Zeit verharrten. Zu beobachten war dabei, dass ihre Kleidung sich so verhielt, als ob sie aufrecht stehen würden.
Solche und noch andere ausserordentliche Begebenheiten ereigneten sich zumeist dann, wenn irgendwelche Personen unter den Anwesenden waren, die entweder quälende Zweifel an der Echtheit der Phänomene und der Erscheinungen hatten oder überhaupt dadurch vom Zustand des Unglaubens in den des Glaubens gelangten. Darunter waren auch Priester, wie z.B. der Jesuit Pater Ramón Andréu.
Ein Priester stellte Conchita einmal vor die Probe:
"Wenn Dir ein Engel erscheint und in demselben Augenblick ein Priester begegnet: wen grüßt Du zuerst?"
Nach einer kurzen Überlegung verbarg sie ihre Unsicherheit in der Antwort:
"Das war noch nie, ich weiss es nicht."
Der Priester aber wollte die Art und Herkunft der Erscheinung prüfen und bat sie, die Erscheinung deshalb zu fragen, was alsbald geschah.
"Die Heilige Jungfrau hat mir gesagt, dass ich zuerst den Priester begrüssen soll, denn nur er hat die Vollmacht Brot und Wein in Leib und Blut Jesu zu verwandeln. Deshalb steht er höher als ein Engel."
Der fragende Priester glaubte daraufhin an die Erscheinungen der Heiligen Jungfrau und man beobachtete, dass ihm Tränen über die Wangen liefen.
"Du bist ein Kind der göttlichen Gnade", stammelte er erschüttert, aber Conchita machte sich nichts daraus, sie war sehr glücklich darüber, dass dieser Priester jetzt glauben konnte.
Maria griff oft zu ausserordentlichen Mitteln, um ihrer mütterlichen Sorge um die Bekehrung Nachdruck zu verleihen, weil für den modernen aufgeklärten Menschen natürliche Vorgänge mit natürlichen Ursachen erklärt werden können und somit zur Ablehnung dessen führen, was man ja nicht sehen kann - eben die Erscheinung.
Wenngleich dadurch auch die Vision im wissenschaftlichen Sinne nicht nachprüfbar wurde, so wurden derartige Vorgänge doch zum nicht wegzuleugnenden Zeichen für die Wirklichkeit dessen, was die Kinder erlebten und sahen. Die dabei immer wieder erfahrbare Tatsache, dass auf den jeweiligen ausserordentlichen Zustand der Seherkinder überhaupt kein Einfluss genommen werden konnte, ist oftmals und gründlich von vielen unabhängigen Fachleuten, wie Ärzten, Psychologen, Theologen und urteilsfähiger Intellektueller zweifelsfrei festgestellt worden. Nur ssas suggestive Kinderträume und Spiele kleiner Mädchen seien, die mit natürlichen Mitteln zu erklären sind.
Behauptungen, die übrigens die Tätigkeiten der vom damaligen Bischof eingesetzten Prüfungskommission nicht gerade von Ehrlichkeit und sachbezogener Kompetenz geprägt erscheinen lassen. Ein Faktum, das für den heutigen Bischof zum Dilemma wird, da er das Gegenteil nicht mehr beweisen kann, denn was will er prüfen? Der einzige Weg wäre eine von allen noch lebenden Mitgliedern der Prüfungskommission unterzeichnete Revidierung ihrer damaligen Prüfungsergebnisse. Aber auch dann bliebe der Zugzwang bei der nicht mehr zu rekonstruierenden Situation stehen, da die Zeit der Erscheinungen vorüber ist und kein Gegenstand der Prüfung mehr gegeben ist.
Doch die Grossherzigkeit des Dreifaltigen Gottes hat im Geschehen von Garabandal die Kleingläubigkeit der Menschen bereits eingeplant: Die Prophetie der noch angekündigten Ereignisse. Ihre Erfüllung wird dann Beweis sein dafür, dass Gott der Urheber dieser Ereignisse war. Unwiderlegbar und endgültig. Wird es aber dann nicht bereits zu spät sein, wie an anderer Stelle näher ausgeführt wird?
Heute sind wir um das Bekenntnis des damaligen Leiters der kirchlichen Prüfungskommission Dr. Luis Noriega reicher, der in einem vielbeachteten Vortrag im Mai 1983 im Ateneo von Santander vor Priestern, Intellektuellen, Ärzten und einer überaus grossen Zahl von interessierten Zuhörern in Gegenwart des zuständigen Bischofs von Santander über die Ereignisse von Garabandal sinngemäss sagte:
"Als wir vom damaligen Bischof beauftragt wurden, die Angelegenheiten in San Sebastián de Garabandal zu prüfen, sind wir mit der vorgefassten Absicht dort hingegangen, Gründe für die Ablehnung zu finden, die überall zu finden sind, wo man sie ernstlich sucht .... Ich bin heute davon überzeugt, dass wir wahrscheinlich an einem der grössten Gnadenerweise Gottes für unsere Zeit und die ganze Kirche achtlos vorübergegangen sind. Ich bin überzeugt davon, dass es die Allerseligste Jungfrau Maria war, die uns und damit die Kirche aufgesucht hat."
Oft mögen es die Bedürfnisse und Nöte der vielen Menschen gewesen sein, die um der Anwesenheit der Heiligen Jungfrau willen hilfesuchend nach Garabandal kamen, und von deren innerer Not und äusserer Bedrängnis ihre Anwesenheit und mütterliche Sorge herausgefordert wurde.
Bekehrungen und Heilungen, Tröstungen und Hilfen in geistlicher und leiblicher Not wurden in beachtlicher Zahl bekannt. Der Glaube der jeweils Beschenkten führte sie auf das direkte Eingreifen und die Fürsprache der Jungfrau Maria zurück.